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Statement einer feministischen Gruppe aus Kiel CW: sexuelle Übergriffe

Kontextualisierung: Umgang mit einem sexuellen Übergriff und dem Wunsch
eines Hausverbots im April
2021 in der T-Stube Rendsburg

Wir, ein feministisches Kollektiv aus Kiel, stellen uns ausdrücklich
hinter die Wünsche der
Betroffenen des sexuellen Übergriffs.
Unsere Gruppe besteht aus Betroffenen sexualisierter Gewalt, Alleys,
Queers, cis Frauen, Feminist*innen und ehemaligen Rendsburger*innen und
wir haben das Bedürfnis uns zu äußern. Denn
wir haben absolut keinen Bock mehr auf so widerlichen Scheißdreck, wie
er im April diesen Jahres in
Rendsburg stattgefunden hat. Wenn eine Person auf dich zukommt und die
Stärke aufbringt, sich dir
anzuvertrauen, dass sie*er von (sexualisierter) Gewalt betroffen ist,
glaubst du der Person. Wenn die
betroffene Person dann auch noch weiß, wie sie geschützt werden könnte
und den Wunsch eines Hausverbots für die übergriffige Person äußert,
dann kommen Menschen dem Wunsch nach. Weil es
einfach wichtig ist, andere Menschen vor Gewalt zu schützen (egal ob
sexualisierte, rassistische oder
antisemitische etc.). Das wars. So schwer ist das nicht. Die
Definitionsmacht hat allein die Betroffene.
Wir sehen die Definitionsmacht der Betroffenen als
handlungsermächtigendes Mittel an, um gelingend, unter Berücksichtigung
struktureller Machtverhältnisse, sexualisierte Gewalt anzuprangern und
Gerechtigkeit durchzusetzen.
Deshalb ist es für uns unerlässlich, für eine linke, emanzipatorische
und antisexistische Praxis,
parteilich mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt zu sein.
An dich, die du es geschafft hast bis hierher zu kommen und ein
Hausverbot fordertest: Es ist wirklich scheiße, was dir angetan wurde
und wir sehen dich. Du bist nicht schuld und deine Gefühle und
Bedürfnisse sind legitim. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es
leider sehr häufig auf Gegenwehr stößt, wenn man
sexualisierte/sexistische/sexuelle Übergriffe öffentlich macht. Wir
haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass es sehr gut ist, sich mit
anderen (Betroffenen) auszutauschen und dass es sehr bestärkend sein
kann, festzustellen, dass wir nicht allein sind. Wir stellten fest, im
Sinne von #metoo, dass es leichter fällt, einen Übergriff öffentlich zu
machen, wenn es schon eine andere Person vorher getan hat und wir das
Gefühl haben, wir machen es nicht nur für uns, sondern auch für sie und
all die anderen betroffenen von (sexualisierter) Gewalt.
Immer wieder verlangen patriarchale Strukturen, seit Jahrtausenden
festgeschriebene Hierarchien,
(in)direkt und gewaltvoll von uns, dass wir unsere Fresse halten und uns
höflich der Unterdrückung
beugen sollen. Das ist keine Option für uns und wir fordern alle dazu
auf, sich an die Seite der
Betroffenen zu stellen.
Kommt es dazu, dass cis Männer uns den Rücken stärken wollen und uns
Glauben schenken wollen,
ist ihr Mittel der Stärkung das Wort „Solidarität“ auszusprechen.
Mündliche Solidaritätsbekundungen
reichen allerdings nicht aus. Was wir brauchen, sind Verbündete gegen
patriarchale, gewaltvolle
Strukturen und Verbündete gegen die Täter*innen, die in den meisten
Fällen cis Männer sind. Was
wirklich zählt, ist die antisexistische Praxis und die
Auseinandersetzung mit eigener Verwobenheit im
patriarchalen System.
Es ist schon längst überfällig, Enttäuschungen nicht mehr in Kauf zu
nehmen und darauf zu bestehen,
das cis Männer uns als gleichwertige Genoss*innen auf Augenhöhe
begegnen.
Zu oft wurden und werden wohlüberlegte Strategien im Umgang mit
sexualisierter Gewalt als undurchdachte, gefährdende und blauäugige
Entscheidungen dargestellt. Eine Öffentlichkeit zu
schaffen, für das, was einer*einem passiert ist, ist unglaublich
nervenaufreibend und sowieso schon
mit vielen Ängsten verbunden, welche sich oft in Form von Zerwürfnissen innerhalb linker Strukturen
bewahrheiten.
Wir verlangen, dass der betroffenen Person geglaubt wird und nicht, wie
innerhalb der
Dominanzgesellschaft, ihr die eigene Wahrnehmung abgesprochen wird.
Das Schweigen über den sexuellen Übergriff spielt dem Täter in die Hände
und schützt ihn. Keine
Reaktion auf respektloses, grenzüberschreitendes Verhalten, keine
ernsthaften Konsequenzen für den
Kontextualisierung: Umgang mit einem sexuellen Übergriff und dem Wunsch
eines Hausverbots im April
2021 in der T-Stube Rendsburg Täter, bestärken ihn, es immer wieder zu
tun. Das Schweigen Aller und die Entmündigung der Betroffenen, gehört zu
sexualisierter Gewalt dazu und gibt dem Täter eine enorme Sicherheit.
Die Betroffene musste ausgehend von den Täterschützer*innen (aktueller
T-Stuben Vorstand/Mitglieder) ein weiteres Mal Gewalt erfahren, in dem
diese über die “Unwahrheit” der Vorwürfe entschieden. Hier wird zum
wiederholten Male der Betroffenen die Handlungsmacht entzogen, wodurch
eine erneute Ohnmacht entsteht. Das ist Gewalt. Ihr entscheidet also
darüber, wie sexualisierte Gewalt definiert wird und fragt am besten
noch den Täter danach, ob “die Geschichte” denn wirklich wahr sei? Super
ciao ey! Dabei belegen Statistiken, dass bei Anklagen wegen
sexualisierter Gewalt/sexuellen Übergriffen weniger als 1%
Falschbeschuldigungen sind. Ja oh ja, uns bringt es super viel Spaß mit
der Scheiße an die Öffentlichkeit zu gehen und diffamiert zu werden und
dadurch nicht selten retraumatisiert zu werden.

Es reicht jetzt!

Solidarität mit der Betroffenen und mit allen Betroffenen von
sexualisierter Gewalt!
Resist, rebel, revolt together!
And fucking dismantle the patriarchy!